Winterbach. 16 Tonnen Glas- und Carbonfaser, Polyethylen, Stahl und andere Materialien – daraus besteht ein Rotorblatt-Koloss, wie er sich am Goldboden bei Winterbach in neunfacher Ausführung im Wind dreht. Einen davon mussten Betreiberin EnBW und Hersteller Nordex vergangenes Jahr demontieren, weil er kaputt war. Aus einem Wunderwerk der Ingenieurskunst wurden 16 Tonnen Müll – aber, halt – hier hört die Geschichte nicht auf. Müll ist das falsche Wort. Das Rotorblatt vom Goldboden ist nicht etwa auf einer Deponie gelandet.
Die Materialien, aus denen Windräder bestehen, können fast komplett wiederverwertet werden. Bei den Rotorblättern sind das vor allem Verbundwerkstoffe mit Glas- und Kohlefaser, für die es eine Recyclingpflicht gibt. Allerdings ist das bei diesen Stoffen nicht so einfach. Das Umweltbundesamt kam in einer Studie kürzlich zu dem Schluss, dass es bald größere Probleme damit geben könnte. „Tonnenweise Sondermüll“, titelte zum Beispiel der Norddeutsche Rundfunk.
Wir haben daraufhin nachgeforscht: Was ist eigentlich aus dem Windrad-Flügel vom Goldboden geworden? Die Antwort ist verblüffend, aber zugleich im wahrsten Wortsinn naheliegend: Genau lässt es sich nicht auflösen, aber es kann gut sein, dass Teile des Rotorblatts in Ludwigsburg zu Heck- und Frontspoilern für Mercedes-AMG-Sportwagen verarbeitet wurden.
„Ein Windrad-Rotorblatt ist kein Sondermüll“
Der Windrad-Flügel beziehungsweise seine Einzelteile haben dazu erst einmal eine weitere Reise gemacht. Sie führt weit in den Norden von Deutschland, nach Niedersachsen. Dort sitzt in Lüneburg die Firma Neowa, deren Spezialgebiet das Recycling von Windrad-Rotorblättern ist.
Mika Lange ist Prokurist der Neowa GmbH. Er ärgert sich über Berichte wie den des NDR und sagt: „Ein Windrad-Rotorblatt ist kein Sondermüll.“
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